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Der Schweiz-Kuba-Pendler

Der heute 60-jährige Kurt Bieri aus Schüpfheim pendelt seit dem Jahr 1995 zwischen den zwei Kontinenten Europa und Nordamerika hin und her. Mit seiner Partnerin Yoanis eröffnete er vor einigen Jahren in der kubanischen Hauptstadt Havanna das Restaurant VanVan.

29.08.2022

Als Autospengler hat seine Berufslaufbahn begonnen. Nebenbei war er jahrelang erfolgreicher Radfahrer und wurde sogar Junioren-Schweizermeister. Doch nach einem sportlichen Tief hat er sein Rad an den Nagel gehängt, die Handelsschule gestartet und anschliessend bestanden. Bevor er seine erste Reise nach Kuba machte, arbeitete er als Versicherungsberater. Im Jahr 1997 hat er seine kubanische Lebenspartnerin kennengelernt und mit ihr die gemeinsame Tochter grossgezogen, welche mittlerweile eine Ausbildung als Kauffrau in der Schweiz absolviert.

Wohnhaus 

v.l.n.r.: Partnerin Yoanis, gemeinsame Tochter, Kurt Bieri

 

 

Für die Finanzierung eines eigenen Hauses in Kuba reichte das Geld nicht, weshalb Kurt immer wieder über den Sommer auf dem Bau im Aargau arbeitete. Er ist dann in den Wintermonaten (Hochsaison in Kuba) jeweils über den Teich gereist, um die Familienzeit zu geniessen und Projekte voranzutreiben. Neben dem Hauskauf und der Restaurierung dieses alten Gebäudes, hatte Kurt die Idee mit dem kubanisch-schweizerischen Restaurant. Die Umsetzung enthüllte sich jedoch komplizierter als gedacht. Die Kubaner leben seit mehreren Jahrzenten in einem kommunistischen System und somit gewinnt nicht das Recht, sondern die Beziehungen zur Regierung. Aber die Familie überwand diese Stolpersteine und eröffnete das VanVan. Bis im Jahr 2020 konnte der Betrieb als eines der erfolgreichsten Restaurants in Kuba geführt werden, erlitt jedoch danach aufgrund Corona eine Vollbremsung. Auch heute, zwei Jahre später, bleiben die Touristen fern. Daneben ist auch die Hyperinflation in Kuba für die Bevölkerung eine grosse Belastung. Der Staat kann nämlich den Wechselkurs der Währung Peso sehr kurzfristig verändern. Kurt Bieri ist es deshalb wichtig, dass er seiner Familie und auch seinen Mitarbeitenden erklären kann, wie der Kapitalismus funktioniert. Während der Kapitalismus eine Wirtschaftsform beschreibt, in der der Markt sich selbst regelt, also von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, beschreibt der Kommunismus eine Ordnung, die zentral geregelt wird. «Viele Kubaner können sich dies gar nicht vorstellen», erzählt Kurt.

Mitarbeitende Restaurant VanVan

Dekowand Restaurant VanVan

 

 

Im Restaurant hat er die beratende Rolle. Er versucht in der Küche Schweiz und Kuba zu vermischen, um so ein Spezialangebot bieten zu können. Doch den Schweizer Standard wird das Restaurant nie aufbringen können. Die Produkte fehlen und die Arbeitsqualität und -quantität seien bei weitem nicht gleich hoch wie in der Schweiz. In Kuba gibt es zudem keine Grossverteiler für Restaurants, weshalb der Unternehmer zu den gleichen Preisen wie Privatpersonen einkaufen muss. Doch das Restaurant in Havanna ist beliebt, das belegen auch die äusserst positiven Bewertungen auf Tripadvisor. «Sehr gutes Essen, top Service, fantastische Musik und geniales Ambiente.»; «Sehr freundliches, grosszügiges Besitzer-Ehepaar.»; «Ein absolutes Bijou, sowohl in kulinarischer Hinsicht wie auch für das Auge.»; «Tolle Inhaber mit dem perfekten Gespür für Gastgeber-Qualitäten.»

Kurt beschreibt die Kubaner als sehr lebensfroh und der bescheidene Entlebucher kann sich ein Leben ohne seine zweite Heimat nicht mehr vorstellen. In der Schweiz schätzt der Pendler die Natur und in Kuba die Freiheit.
 

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